AM133 – Brief an Walter Gropius
Wien, Samstag, 9. und Sonntag, 10. März 1912


Samstag nachts

Die Skizzen sind reizend[.] Ja – und so will ichs baun! Reizend, wunderschön sind auch Deine Blumen. Der ganze Schreibtisch ist voll – ja das ganze Zimmer. –

Die 100 Ku.[verts] nun wieder sind sehr lieb von Dir – ich werd sie sofort nach Empfang einreiben. —

Mein lieber

ich hoffe Dich bestimmt im Frühjahr hier zu sehen – oder aber am 17–18 Mai in Berlin[,] wohin ich bestimmt komme.

Dies war in der Nacht geschrieben und ich bin drüber eingeschlafen. Ich bin den ganzen Tag hier jetzt so von Menschen – Freunden \umgeben/ – ach[,] um wie viel mehr liebe ich meine


Feinde – [(]die lassen mich wenigstens in Ruhe –)[.]

Diese Woche ist ausgefüllt mit Proben zur –, was wieder viel Aufregung mit sich bringt. Glücklich bin ich, dass es Deiner besser geht. Mein gefällt mir jetzt gar nicht. Die Krankheit der nagt an ihr – sie is sieht alt und verfallen aus[.] –


Am 10. Mai [.]bin ich in Mannheim – reise dann in Deutschland herum bis zur Berliner Aufführung – da könnten wir uns irgendwo treffen – – wo’s schön ist.

Denk einmal nach[.] –

Mein Zimmer ist voll Blumen von Dir – und es spricht zu mir.

Sei mir innig gegrüßt[.]


Apparat

Überlieferung

, , , .

Quellenbeschreibung

1 DBl. (4 b. S.) – Briefpapier.

Beilagen

Umschlag, , Alfeld a. d. Leine (Handschrift ) | Berlin-Wilmersdorf | Nicolsburgerplatz 4 | Herrn Walter Gropius (von durchgestrichen) | Adr. Herrn Landrat . (Handschrift ); PSt.: 19[/Zustellerkreis] [WIEN] [Postamt] | 1# [Monat] [Jahr] [Uhrzeit] | [Schalterbuchstabe] (große Teile des Poststempels mit Briefmarke entfernt); von WG mit einer 6 versehen (Zur Nummerierung von Alma Mahlers Briefumschlägen).

Druck

Erstveröffentlichung.

Korrespondenzstellen

keine.

Datierung

Der vorliegende Brief AM133 lässt sich durch die folgende Aussage datieren: Diese Woche ist ausgefüllt mit Proben zur VIII. [Symphonie]. schrieb am 6. Februar 1912 an : „Am 14./III., 15./III. macht die !“ (Brief Nr. 143, , S. 183). Für Montag, den 11. März, soll „die letzte Ensembleprobe“ angesetzt worden sein ( an , Brief Nr. 149, 10. März 1912, , S. 195), für den „13. die Generalprobe“ ( an , Brief Nr. 144, 14. Februar 1912, , S. 184). Somit wurde AM133 Samstag nachts vom 9. auf den 10. Februar 1912, an der Schwelle zur Endprobenwoche für , geschrieben.

Übertragung/Mitarbeit


(Elke Steinhauser)


A

Skizzen – nicht überliefert.

B

einreiben – wahrscheinlich im Sinne von Durchreiben einer Aufschrift oder eines Adresstextes mittels einer Schablone.

C

17–18 Mai in Berlin – „Am 17. Mai 1912 dirigierte die als Gastdirigent in einer „Serie von drei Aufführungen mit den Berliner Philharmonikern im Zirkus Schumann“ (, S. 120).

D

Proben zur VIII. – „ dirigierte die Wiener Erstaufführung von in einem Konzert der Singakademie mit den Wiener Philharmonikern“ (, S. 183, Anm. 295). berichtete ausführlich von den Proben: „ u. ich waren auch bei , der uns sehr nett empfing, […] uns die Erlaubnis zum Probenbesuch gab. Leider sinds nur 2 im ganzen. Eine Chorprobe hörten wir schon; morgen [= 11. März] ist die letzte Ensembleprobe in Weigl’s Dreherhalle […]. Bei der Generalprobe am Mittwoch [= 13. März] können wir nicht dabei sein. Donnerstag [= 14. März] u. Freitag [= 15. März] sind die 2 Aufführungen – – –!“ (Brief Nr. 149 vom 10. März 1912, , S. 195). drückte seine Begeisterung über die Aufführung in einem Brief an aus: „Das Werk ist so herrlich, daß mir nicht einmal recht zum Bewußtsein kam, daß die Aufführung nicht sonderlich war. Trotzdem gab es einen noch nie dagewesenen Erfolg! Und wieder: trotzdem erlaubten sich tags drauf die Kritiker ihre Gemeinheiten los zu lassen“ (Brief Nr. 153 an vom 18. März 1912, , S. 201).

E

Deiner Mutter besser geht – Näheres ist unbekannt.

F

Krankheit der Gretl – s. AMo9 vom 29. Januar 1912: Gretls schwerer Erkrankung.

G

Unleserlich durchgestrichener Buchstabe.

H

Am 10. Mai [.]bin ich in Mannheim – Im Nachlass befindet sich ein Programmheft zum Musik-Fest Mannheim 10. und 11. Mai 1912 (, Ms. Coll. 575, Box 94, Folder 1660). Hofkapellmeister leitete die Mannheimer Erstaufführungen von drei Symphonien : , und (, S. 31–43).